Die Gothaer Sammlungen bewahren eine kleine, aber feine Kollektion von 11 Daguerreotypien, die aus unterschiedlichsten Quellen stammen. Der Zustand dieser Stücke ließ es angeraten erscheinen, konservatorische und restauratorische Maßnahmen zu treffen. Als Hauptschäden sind zerschlissene Papierdichtungen, zerbrochene Glasscheiben, Verschmutzungen unter den Glasscheiben, Glaszerfall und ästhetisch fragwürdige Notreparaturen zu nennen.
Wie in zahlreichen anderen Museen auch hatte diese kleine Sachgruppe fotografischer Inkunabeln bisher keine größere Beachtung gefunden. Höchste Zeit für konservatorische Maßnahmen, die 2017 durchgeführt werden konnten. Angeschoben wurde diese Aktion durch die zuvor durch mich erfolgte Erfassung der Stücke für die europäische Datenbank „daguerreobase“, bei der die bedenklichen Schäden festgestellt wurden.
Einige der Daguerreotypien sind besonders bemerkenswert, wie zum Beispiel das charismatische Porträt des Schriftstellers Gustav Freytag. Die Aufnahme im Viertelformat wurde von der bekannten Leipziger Fotografiepionierin Bertha Wehnert-Beckmann angefertigt.
Auch eine sehr frühe Daguerreotypie des Eisenacher Fotografen Victor Saeltzer (etwa 1842/43) erwies sich als kostbarer Fund. Bei genauerer Untersuchung zeigt sich, dass die Aufnahme auf einer runden Platte von 12 cm Durchmesser gemacht wurde, die man später beschnitt, um sie der Fassung anzupassen. Aufgenommen wurde die Familie Buddeus, wobei an die Familie des bekannten Malers und Porträtisten Carl Buddeus (1775-1864) aus Gotha zu denken ist.
Eine großformatige Platte mit der Gruppenaufnahme des Hamburger Advokats Dr. Ferdinand Beneke und seiner Familie konnte von mir durch Vergleiche mit anderen restaurierten Daguerreotypien eindeutig als Daguerreotypie des bekannten Hamburger Malers und Daguerreotypisten Carl Ferdinand Stelzner bestimmt werden.
Abbildung
Bertha Wehnert-Beckmann: Porträt des Schriftstellers Gustav Freytag (Daguerreotypie, viertel Platte) nach erfolgter Restaurierung. Leipzig, zwischen 1854 und 1860.