Viel ist bereits über das Berufsethos des Restaurators geschrieben worden, dem auch ich mich seit vier Jahrzehnten verpflichtet fühle. Schlagworte sind etwa die Reversibilität aller durchgeführten Maßnahmen oder die unbedingte Erhaltung der Authentizität eines zu restaurierenden Objektes. Als Restaurator übernimmt man Verantwortung für ein Kunstwerk oder einen Alltagsgegenstand. Trotz jahrzehntelangen Wirkens von Fachleuten, Fachgremien, Hochschulen und Berufsverbänden scheint es so zu sein, dass der Sinn von Restaurierung und die damit verbundenen Maßnahmen nach wie vor von Laien nicht ohne Weiteres verstanden werden. Das muss nicht verwundern, denn wer versteht schon die komplexen Ausführungen eines Arztes oder eines Programmierungsspezialisten. Um so bedeutsamer ist es für den Restaurator, sich mit Geduld dem jeweiligen Anliegen des Auftraggebers anzunehmen und im besten Sinne aufklärerisch zu wirken. Vertrauen aufzubauen ist wichtig für die Zusammenarbeit und für die optimale Behandlung des zu restaurierenden oder konservierenden Objektes. Nicht das „wieder schön oder wie neu“ zu machen steht im Mittelpunkt der Bemühungen eines Restaurators, sondern ganz im Gegenteil die langfristige Bewahrung eines Objektes unter Respektierung seiner Alters- und Gebrauchsspuren.