Herrnhuter Kleisterpapier in der Lade der Freiberger Tuchmacherinnung . um 1765/70

Ritus und Symbol

Jochen Voigt

Ritus und Symbol
Sächsische Innungsladen aus fünf Jahrhunderten

Edition Mobilis . Chemnitz 2002 . 176 Seiten . Festeinband . 220 Abbildungen
Gemeinsamer Bestandskatalog „Innungsladen“ des Stadtmuseums Dresden, des Stadt- und Bergbaumuseums Freiberg, des Städtischen Museums Zwickau und des Vogtlandmuseums Plauen

Restexemplare

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Zum Inhalt

Seit Gründung der Innungen im 13./14. Jahrhundert spielten Innungsladen eine herausragende Rolle. Die nicht selten aufwendig gearbeiteten Schreine bewahrten die vom Landesfürsten verliehenen Privilegien, die Kasse der Innung, das Siegel als Zeichen der Rechtsfähigkeit, den Willkommpokal und andere wertvolle Dinge. Wie ein Heiligtum beschützt, bildeten die Laden den Mittelpunkt des Zunftlebens und wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Mit Schnitzereien und Intarsien, aber auch Vergoldungen und Malereien verziert, präsentieren sie sich als eine außergewöhnliche Gattung von Kleinmöbeln. Der Autor stellt erstmals die “Schatzkästen” der sächsischen Innungen aus fünf Jahrhunderten in einer sorgfältig recherchierten Monografie vor. Die zahlreichen, aufwendig erstellten Fotografien vermitteln auf eindrucksvolle Weise eine ganz besondere Facette der international hochgeschätzten sächsischen Möbelkunst. Detailaufnahmen beleuchten auch Schlösser, Beschläge, Geheimfächer und Buntpapiere. Fünfzig Jahre nach Erscheinen einer ersten Publikation zu Innungsladen hat sich das Buch von Jochen Voigt als Standardwerk zur Kultur- und Designgeschichte dieser Möbelgruppe etabliert. Gleichzeitig ist das Buch Bestandskatalog der Stadtmuseen Dresden, Freiberg, Zwickau und des Vogtlandmuseums Plauen.
 

Rezension in RESTAURO

„Wenn ein Restaurator mit diesem Werk innerhalb von drei Jahren nach den „Egerer Reliefintarsien“ sein zweites Buch vorlegt, dann ist dies allein schon beachtenswert. Wenn er dazu mit der „Edition Mobilis“ einen eigenen Verlag gründet und Möbelforschern und Restauratoren gleichermaßen eine Plattform zum Austausch und zur Publikation bieten wird, dann ist der Hinweis darauf noch wichtiger.

Jochen Voigt, Möbelrestaurator aus Chemnitz und Professor an der Hochschule Zwickau, macht Bücher entgegen dem Trend eines schnellen Publizierens und verfolgt dabei einen hohen ästhetischen Anspruch: Festeinband, Großformat, Druckqualität, Layout und von seiner Frau May Voigt hervorragend fotografierte Innungsladen und Möbel sprechen für sich.

Mit diesem Buch liegt eine Begleitpublikation zur gleichnamigen Wanderausstellung vor, die zwischen Juni 2002 und Mai 2003 in Freiberg, Plauen, Dresden und Zwickau gezeigt wird. Der Autor holt einen Typus aus dem Schattendasein der Möbelforschung heraus und stellt ihn zu Recht in den Mittelpunkt. Finden sich doch an den Innungsladen alle gestalterischen, konstruktiven und mechanischen Raffinessen ihrer Zeit wieder. Seit Greber 1952 haben sich nur Windisch-Graetz und Bergemann in Aufsätzen mit dieser Möbelspezies auseinandergesetzt. Neuere Forschungsergebnisse lagen bis dato nicht vor. Jochen Voigt beleuchtet nun intensivst die sächsische Ausprägung dieser Gattung und führt Beispiele aus fünf Jahrhunderten an. (...)

Es ist leicht, dem Möbeltypus der Lade neben einer Funktion als Gebrauchsobjekt auch eine rituelle und symbolhafte Bedeutung zuzugestehen. Voigt untermauert die These seines programmatischen Titels von „Ritus und Symbol“ in den Kapiteln „Die Innungslade – Statussymbol und Mittelpunkt zunftigen Lebens“ sowie „Ein Möbeltyp und seine Entwicklungsgeschichte“. Hier ist er akribischer Quellenforscher, Historiker und Kunsthistoriker zugleich, während das Kapitel der „Schlösser, Beschläge, Geheimfächer, Papiere“, in dem viele Details gezeigt werden, seine restauratorische Betrachtungsweise verdeutlicht.

Voigt verbindet in einzigartiger Weise fundierte Kenntnisse der Möbelstilkunde (z.B. die Bedeutung Hamburg-Altonas für den Möbelbau) mit gründlichen Beobachtungen an den Objekten selbst (z.B. der fragmentarisch erhaltenen Kreideinschriften, mit denen möglicherweise Strafen festgehalten wurden). Kein Wunder, hat er doch zahlreiche Laden in seinem Atelier für die Ausstellung restaurieren können.

Die Publikation ist zugleich ein Bestandskatalog der vier beteiligten Museen mit genauesten Objektbeschreibungen. Auch dies ist eine weitere beachtenswerte Leistung des Autors und macht neugierig auf dir Präsentation und den Ausstellungsbesuch. Die Bedeutung der Innungsladen für das Handwerk erscheint nach der Lektüre in neuem Licht. Sie waren äußerst wichtig, denn „wenn eine Zunft sonst nichts hat; so hat sie doch eine Lade...“, wie der Enzyklopädist Zedler 1758 so trefflich formulierte. Heute können sie als Zeitzeugen Vermittler zwischen den verschiedenen Disziplinen der Kunst-, Regional- und Möbelgeschichte, der Handwerksforschung, der Sozialgeschichte oder der Volkskunst sein. Jochen Voigt legt auf diese Vermittlerrolle mit Recht großen Wert.

Dem Buch, dem Verlag und der Ausstellung wünsche ich viel Erfolg und Aufmerksamkeit! Als Restaurator von Holzobjekten wünsche ich mir von diesem Buch eine Initialzündung für die Aufarbeitung einzelner Möbeltypen in anderen Regionen. Ein Vorhaben, wie er mit dem vorliegenden Buch seinen Abschluss findet, ist vorbildlich.“
(Ralf Bucholz (Fachhochschule Hildesheim) in Restauro Nr. 4, 2002, S. 248–249)
 

Pressestimmen

„Jochen Voigt, Restaurator und Professor für Holzgestaltung an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, verhilft diesen in Vergessenheit geratenen Kunstwerken zu der Beachtung, die sie verdienen.”

(Christine Hochstein: Prachtvolle Schreine für die gemeinsame Kasse. Leipziger Volkszeitung, 17.7.2002)

„Der repräsentative Band ist mit Fotos von May Voigt anschaulich bis in Details illustriert. Die umfassende Beschreibung der Innungsladen, ihrer Kunstgeschichte, ihren kunsthandwerklichen Eigenarten, ist mit bemerkenswertem Aufschluss über rituellen Gebrauch innerhalb der Zünfte verwoben.”

(Reinhold Lindner: Mehr als ein schönes Stück Möbel ... Freie Presse, 12.4.2002)
 

Abbildungen (von oben nach unten)

Ritus & Symbol . Buchcover

Lade der Pulsnitzer Tischlerinnung . um 1830 . Stadtmuseum Pulsnitz

Lade der Freiberger Schlosser, Sporer und Büchsen- und Uhrmacher 1662 . Stadt-und Bergbaumuseum Freiberg

Lade der Schneeberger Tischlerinnung . 2. H. 17. Jahrhundert Museum für bergmännische Volkskunst Schneeberg

Lade der Lichtensteiner Strumpfwirkerinnung . 1746 . Museum der Stadt Lichtenstein

Lade der Leipziger Tischlerinnung . 1721 . Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Lade der Freiberger Zimmererinnung . 1692 . Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg

Lade der Leipziger Goldschmiedeinnung . 1796 . Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Alle Fotos aus dem oben besprochenen Band.